Volkslieder

Die Welt der Volkslieder ist groß: Wiegenlieder, Arbeitslieder, Seemannslieder und Tanzlieder sind nur eine kleine Auswahl davon. Andere Beispiele für Volkslieder sind Morgenlieder, Fahrtenlieder und Spottlieder, und auch das ist nur ein Teil des Spektrums der Volkslieder. Eingeteilt werden können Volkslieder nach sprachlichen, musikalischen, historischen und gesellschaftlich-sozialen Gesichtspunkten. Mitunter werden am Text oder an der Melodie regionale Unterschiede deutlich: In der einen Gegend wird ein Lied so gesungen und hundert Kilometer weiter zum Teil anders. Allgemein ist ein Volkslied ein Lied, das von Generation zu Generation – dem Volk – überliefert wurde. Dies geschah anfangs in mündlicher Form, womit die regionalen Abweichungen erklärt werden können. Text und Melodie von Volksliedern sind unkompliziert. Erzählt wird darin meist von konkreten, von alltäglichen Situationen. Oder es werden Stimmungen beschrieben, in denen fast jeder schon einmal war, wobei Gefühle idealisiert werden können. Und welche Volkslieder gefallen Ihnen?

Horch, was kommt von draußen rein
1. Horch, was kommt von draußen rein? Hollahi, hollaho!
Wird wohl mein Feinsliebchen sein. Hollahiaho!
Geht vorbei und schaut nicht rein, hollahi, hollaho,
wirds wohl nicht gewesen sein. Hollahiaho!

2. Leute haben’s oft gesagt, hollahi, hollaho,
was ich für’n Feinsliebchen hab. Hollahiaho!
Lass sie reden, schweig fein still, hollahi, hollaho,
kann ja lieben, wen ich will. Hollahiaho!

3. Wenn mein Liebchen Hochzeit hat, hollahi, hollaho,
ist für mich ein Trauertag. Hollahiaho!
Geh ich in mein Kämmerlein, hollahi, hollaho,
trage meinen Schmerz allein. Hollahiaho!

4. Wenn ich dann gestorben bin, hollahi, hollaho,
trägt man mich zum Grabe hin. Hollahiaho!
Setzt mir keinen Leichenstein, hollahi, hollaho,
pflanzt mir drauf Vergissnichtmein. Hollahiaho!

Autor: Volkslied, unbekannt

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
daß ich so traurig bin
Ein Märchen aus uralten Zeiten
das kommt mir nicht aus dem Sinn
Die Luft ist kühl und es dunkelt
und ruhig fließt der Rhein
Der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein

2. Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold'nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar,
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt'ge Melodei.

3. Den Schiffer im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn,
Und das hat mit ihrem Singen,
Die Lorelei getan.

Autor: Heinrich Heine

Sah ein Knab ein Röslein stehn
1. Sah ein Knab ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah’s mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

2. Knabe sprach: "Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden."
Röslein sprach: "Ich steche dich,
dass du ewig denkst an mich,
und ich will’s nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

3. Und der wilde Knabe brach
’s Röslein auf der Heiden.
Röslein wehrte sich und stach,
half ihm doch kein Weh und Ach,
musst es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Autor: Johann Wolfgang von Goethe

Im Wald und auf der Heide
1. Im Wald und auf der Heide
da such ich meine Freude,
ich bin ein Jägersmann,
ich bin ein Jägersmann!
Die Forsten treu zu pflegen
das Wildbret zu erlegen,
mein Lust hab ich daran,
mein Lust hab ich daran.
Halli, hallo, halli, hallo
mein Lust hab ich daran.

2. Trag ich in meiner Tasche
ein Trünklein in der Flasche,
zwei Bissen liebes Brot,
zwei Bissen liebes Brot,
brennt lustig meine Pfeife,
wenn ich den Wald durchschreife
da hat es keine Not,
da hat es keine Not.
Halli, hallo, halli, hallo,
mein Lust hab ich daran.

3. Im Walde hingestrecket,
den Tisch mit Moos mir decket,
die freundliche Natur,
die freundliche Natur,
den treuen Hund zur Seite
ich mir das Mahl bereite,
auf Gottes freier Flur,
auf Gottes freier Flur.
Halli, hallo, halli, hallo,
mein Lust hab ich daran.

4. Das Huhn im schnellen Fluge,
die Schnepf´ im Zickzackzuge
treff ich mit Sicherheit,
treff ich mit Sicherheit,
die Sauen, Reh' und Hirsche
erleg ich auf der Pirsche,
der Fuchs lässt mir sein Kleid,
der Fuchs lässt mir sein Kleid.
Halli, hallo, halli, hallo,
mein Lust hab ich daran.

5. Und streich ich durch die Wälder,
und zieh ich durch die Felder
einsam den ganzen Tag,
einsam den ganzen Tag;
doch schwinden mir die Stunden
gleich flüchtigen Sekunden,
tracht ich dem Wilde nach,
tracht ich dem Wilde nach.
Halli, hallo, halli, hallo,
mein Lust hab ich daran.

6. Wenn sich die Sonne neiget,
der feuchte Nebel steiget,
mein Tagwerk ist getan,
mein Tagwerk ist getan.
Dann zieh ich von der Heide
zur häuslich stillen Freude,
ein froher Jägersmann,
ein froher Jägermann!
Halli, hallo, halli, hallo,
mein Lust hab ich daran.

Autor: Wilhelm Bornemann

Brüder reicht die Hand zum Bunde
1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde!
Diese schöne Freundschaftsstunde
führ uns hin zu lichten Höhn!
Laßt, was irdisch ist, entfliehen;
unsrer Freundschaft Harmonieen
dauern ewig fest und schön.

2. Preis und Dank dem Weltenmeister,
der die Herzen, der die Geister
für ein ewig Wirken schuf!
Licht und Recht und Tugend schaffen
durch der Wahrheit heilge Waffen,
sei uns heiliger Beruf.

3. Ihr, auf diesem Stern der Besten,
Menschen all im Ost und Westen,
wie im Süden und im Nord:
Wahrheit suchen, Tugend üben,
Gott und Menschen herzlich lieben,
das sei unser Losungswort!

Autor: Wolfgang Amadeus Mozart

Heidenröslein
1. Sah ein Knab ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell, es nah zu sehn,
Sah's mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

2. Knabe sprach: „Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!“
Röslein sprach: „Ich steche dich,
Dass du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden.“
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

3. Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Musst es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Autor: Johann Wolfgang von Goethe

Schön ist die Welt
1. Schön ist die Welt, drum Brüder,
laßt uns reisen wohl in die weite Welt,
wohl in die weite Welt.

2. Wir sind nicht stolz,
wir brauchen keine Pferde,
die uns von dannen ziehn.

3. Wir steig'n hinauf
auf Berge und Hügel,
wo uns die Sonne sticht.

4. Wir laben uns
an jeder Felsenquelle
wo frisches Wasser fließt.

5. Wir reisen fort
von einer Stadt zur andern,
wo uns die Luft gefällt.

Autor: Volkslied, unbekannt

Und in dem Schneegebirge
1. Und in dem Schneegebirge
Da fließt ein Brünnlein kalt,
Und wer daraus thut trinken,
Der wird ja nimmer alt.

2. Ich hab’ daraus getrunken
Gar manchen frischen Trunk;
Ich bin nicht alt geworden,
Ich bin noch immer jung.

3. Das Brünnlein was da drüben fließt,
Draus soll man immer trink’n;
Wer eine Feinsherzliebste hat,
Der soll man immer wink’n.

4. Ich winke dir mit den Augen,
Ich trat dich auf den Fuß –
Ach, wie ein schweres Roden,
Wenn einer scheiden muß.

5. Ade, mein Schatz, ich scheide,
Ade, mein Schätzelein!
Wann kommst du denn doch wieder,
Herzallerliebster mein?

6. Wenn es wird schneien Rosen
und regnen kühlen Wein –
Ade, mein Schatz, ich scheide,
Ade, mein Schätzelein!

7. Es schneit ja keine Rosen
Und regn’t auch keinen Wein:
Da kommst du denn nicht wieder,
Herzallerliebster mein!

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein
1. Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
wer lange sitzt, muß rosten!
Den allerschönsten Sonnenschein
läßt uns der Himmel kosten.
Drum reich mir Stab und Ordenskleid
der fahrenden Scholaren,
ich will zur schönen Sommerzeit
ins Land der Franken fahren.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
ins Land der Franken fahren.

2. Der Wald steht grün, die Jagd geht gut,
schwer ist das Korn geraten;
sie können auf des Maines Flut
die Schiffe kaum verladen.
Bald hebt sich auch das Herbsten an,
die Kelter hart des Weines;
der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
beschert uns etwas Feines.

3. Wallfahrer ziehen durch das Tal
mit fliegenden Standarten,
hell grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Gottesgarten.
Wie gerne wär ich mitgewallt,
ihr Pfarr´ wollt mich nicht haben!
So muß ich seitwärts durch den Wald
als räudig Schäflein traben.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
als räudig Schäflein traben.

4. Zum heiligen Veit von Staffelstein
komm´ ich emporgestiegen
und seh die Lande um den Main
zu meinen Füßen liegen:
Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
die breite, stromdurchglänzte Au,
ich wollt, mir wüchsen Flügel!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
ich wollt, mir wüchsen Flügel!

5. Einsiedelmann ist nicht zu Haus,
dieweil es Zeit zu mähen;
ich seh ihn ander Halde draus
bei einer Schnittrin stehen.
Verfahrner Schüler Stoßgebet
heißt: Herr, gib uns zu trinken!
Doch wer bei schöner Schnittrin steht,
dem mag man lange winken.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
dem mag man lange winken.

6. Einsiedel, daß war mißgetan,
daß du dich hubst von hinnen!
Es liegt, ich seh´s dem Keller an,
ein guter Jahrgang drinnen.
Hoiho! die Pforten brech ich ein
und trinke, was ich finde.
Du heiliger Veit von Staffelstein,
verzeih mir Durst und Sünde!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
verzeih mir Durst und Sünde!

Autor: Josef Victor von Scheffel

Zogen einst fünf wilde Schwäne
1. Zogen einst fünf wilde Schwäne,
Schwäne leuchtend weiß und schön.
Sing, sing, was geschah?
Keiner ward mehr gesehen. Ja!
Keiner ward mehr gesehn.

2. Wuchsen einst fünf junge Birken
schön und schlank am Bachesrand.
Sing, sing, was geschah?
Keine in Blüten stand. Ja!

3. Zogen einst fünf junge Burschen
stolz und kühn zum Kampf hinaus.
Sing, sing, was geschah?
Keiner kehrt nach Haus. Ja!

4. Wuchsen einst fünf junge Mädchen
schön und schlank am Memelstrand.
Sing, sing, was geschah?
Keins den Brautkranz wand. Ja!

Autor: Karl Plenzat

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